Auf Käferpirsch

Käfer sind wahrscheinlich die artenreichste Tiergruppe auf unserem Planeten. In Brandenburg und Berlin sind etwa 4.500 Arten zu finden, die sich in ihrer Lebensweise, Nahrung und Aussehen sehr unterscheiden. Ob als Larve im Kompost, fliegender Blütenbestäuber oder Wiederverwerter im Totholz: Käfer spielen eine tragende Rolle in vielen Lebensräumen und sind wichtig für den Erhalt der Artenvielfalt vor Ort. Doch leider nehmen die Bestände vieler Insektenarten - auch die der Käfer - stark ab.

Acht ganz besondere Käfer

Unser Ziel ist es, die Berliner Vorkommen von acht ganz besonderen Käferarten genauer zu erfassen und so zu Ihrem Schutz beizutragen. Aufmerksame Beobachter*innen können den folgenden acht Käferarten in Berlin begegnen. Wir wollen nun herausfinden, wo diese Arten in Berlin vorkommen und wie viele von ihnen hier leben. Begeben Sie sich also mit uns auf Käferpirsch und melden Sie Ihre Sichtbeobachtungen der gesuchten Käferarten im unten dargestellten Meldeformular. Ihre Beobachtungen wandern direkt in die zentrale Artdatenbank Berlins und werden für den amtlichen Naturschutz verwendet.

(Foto: Bernd Krüger, www.bkmakro.de)

Aussehen: bis zu 1 cm großer Käfer, Grundfarbe schwarz, mit hellen Schuppen besetzt, die zum Teil zu Flecken verdichtet sind, unterseits überwiegend hell, Weibchen meist dunkler gefärbt und mit einem langen, stachelartigen Spieß an der Hinterleibsspitze.

Lebensweise: Der mäßig häufige Blatthornkäfer entwickelt sich über ein Jahr in morschem Laubholz, bevorzugt in offenen, wärmegetönten Lebensräumen wie Gärten. Die Überwinterung erfolgt als Käfer, der schon Ende April erscheint und bis in den Juni gefunden werden kann. Die Käfer besuchen Blüten oder halten sich an den Entwicklungsstätten auf. Bevorzugt werden vor allem Dolden- und Rispenblüten (z. B. Wilde Möhre) sowie Schalenblüten (z. B. ungefüllte Rosen). Der Name des Käfers rührt von seinem unbeholfen und stolpernd wirkenden Lauf, wenn er zuvor beunruhigt wurde. Er ist tags wie nachts aktiv.

(Foto: Bernd Krüger, www.bkmakro.de)

Aussehen: etwa 2 bis 3 cm, schwarz mit rostbraunen Flügeldecken und Gliedmaßen, manchmal ist auch der Halsschild heller. Letzter sichtbarer hinterer Rückenschild (Pygidium) lang ausgezogen, Seiten des Hinterleibs mit charakteristischem weißen Dreiecksmuster. Vorderkörper und Teile der Unterseite dicht und hell behaart. Fächerfühler der Männchen merklich größer. Typisch, aber mit dem erheblich selteneren Waldmaikäfer verwechselbar.

Lebensweise: Der heute nur zeit- und stellenweise zahlreich auftretende Blatthornkäfer wurde früher überall sehr häufig beobachtet. Nach meist 4-jähriger Entwicklung als Engerling im Boden (frisst Pflanzenwurzeln, gern im offenen Kulturland) erfolgt die letzte Überwinterung als Käfer, danach fliegt er von Ende April bis in den Juni. Das Tier verbringt den Tag meist fressend, sich paarend oder ruhend in Laubbäumen, die Weibchen legen zwischenzeitlich Eier im Boden ab. Der Feldmaikäfer schwärmt besonders ab der Dämmerung, er kommt häufig zu künstlichen Lichtquellen geflogen.

(Foto: Jens Esser)

Aussehen: größter heimischer Käfer, Männchen bis zu 8 und Weibchen bis zu 4 cm, schwarzbraun mit helleren Flügeldecken, rotbraune Kieferzangen des Männchens sind stark vergrößerte, geweihartige Greiforgane, die im Kampf mit anderen Männchen eingesetzt werden, die Kiefer der Weibchen sind unauffällig. Männchen unverkennbar, Weibchen können mit dem Sägebock, Balkenschröter oder Nashornkäfer verwechselt werden.

Lebensweise: Die Larve entwickelt sich über 3 bis 7 Jahre im Boden am Wurzelholz von Laubbäumen, bevorzugt von Eichen. Entsprechend sind sie vor allem in Eichenwäldern zu finden mit lichten, wärmegeprägten Beständen. Der Käfer fliegt im Verlauf von Juni und Juli, zunehmend auch früher. Die Männchen erscheinen vor den Weibchen, letzte Weibchen können noch im August gefunden werden. Die neue Generation schlüpft noch im Spätsommer und überwintert in der Puppenwiege, einem unter der Rinde gefassten Oval aus Holzspänen. Die Männchen sind aktiver, fallen aber auch Feinden häufiger zum Opfer und leben nach dem Schlupf nur kurze Zeit. Die Weibchen sind deutlich langlebiger und verschwinden zwischenzeitig zur Eiablage an geeigneten Stellen im Boden. Mit ihren kräftigen Kiefern (Bisse sind sehr schmerzhaft) legen sie an lebenden Bäume Saftflüsse an, zu denen auch die Männchen kommen. Die Käfer sind tag- und nachtaktiv. (Foto: Jens Esser)

(Foto: Bernd Krüger, www.bkmakro.de)

Aussehen: auffällig gefärbter, meist etwas über 1 cm großer Käfer. Flügeldecken hellgelb mit je drei schwarzen Querflecken, Unterseite lang gelb behaart, Vorderkörper lang rostfarben behaart. Von den beiden anderen in Deutschland heimischen Pinselkäferarten ist er schwer zu unterscheiden, diese kommen aber in Berlin nicht vor.

Lebensweise: Der mäßig häufige Blatthornkäfer, entwickelt sich in und an Totholz, oftmals in sehr stark zersetztem Substrat. Er ist bei der Wahl des Holzes recht flexibel, benötigt aber offene, warme Standorte und tritt daher gern in Gärten mit entsprechendem Holzangebot auf. Er überwintert als Larve und entwickelt sich über 2 Jahre zum adulten Käfer. Für den Zeitraum von Mai bis Juli ist er recht lange aktiv, der Käfer besucht vor allem Dolden- und Rispenblüten (z. B. Wilde Möhre) sowie Schalenblüten (z. B. ungefüllte Rosen). Der Käfer ist gern bei Sonnenschein unterwegs, bei schlechter Witterung hält er sich oft in und unter Blüten verborgen. Sein bienen- oder wespenähnliche Erscheinungsbild wird durch seine Art zu fliegen noch unterstrichen.

(Foto: Bernd Krüger, www.bkmakro.de)

Aussehen: 1,5 bis 2 cm, hellbraun, Kopf und Halsschild meist dunkler, besonders Unterseite und Vorderkörper lang hell behaart. Letzter sichtbarer hinterer Rückenschild (Pygidium) stumpf abgerundet. In Berlin keine zum Verwechseln ähnlichen Arten.

Lebensweise: Der häufig auftretende Blatthornkäfer lebt 2 Jahre als Engerling im Boden von meist trockenen Wiesen oder Rasenflächen. Dort ernährt er sich von Pflanzenwurzeln. Er überwintert als Larve und schwärmt ab Ende Juni bis weit in den Juli in der Dämmerung. Der Käfer kommt meist abends aus dem Boden und fliegt schnell in die Richtung der sich gegen den Abendhimmel abzeichnenden Kulissen wie Bäume, Waldränder aber auch Personen. Die Käfer verfangen sich dann oft in den Haaren.

(Foto: Bernd Krüger, www.bkmakro.de)

Aussehen: rund 2 bis 4 cm großer, glänzend kastanienbrauner Käfer, sehr robustes Tier. Männchen in Abhängigkeit von der Körpergröße mit dem mehr oder weniger deutlichen namensgebenden Horn auf dem Kopf, große Weibchen tragen auch ein kurzes Horn.

Lebensweise: Recht häufiger Blatthornkäfer, der auch ein Kulturfolger ist. Nashornkäferlarven leben von morschem, meist weißfaulem Holz, ursprünglich vom Wurzelholz von Laubbäumen. Außerdem besiedeln sie regelmäßig holzhaltige Komposthaufen, Holzschnitzelhaufen und ähnliches. Die Larve ist ein typischer Engerling, er tritt oft gemeinsam mit den Larven zweier ebenfalls als Engerling lebenden Rosenkäferarten auf. Rosenkäferlarven robben aber auf dem Rücken, während die des Nashornkäfers bäuchlings vorwärts kriechen. Die letzte Überwinterung verbringt er als Käfer in der Erde. Ab Juni ist er dann für wenige Wochen unterwegs und fliegt laut brummend, aber eher träge wirkend in der Dämmerung und nachts umher. Tagsüber hält er sich meist verborgen.

(Foto: Bernd Krüger, www.bkmakro.de)

Aussehen: 2,5 bis fast 4 cm, schwarz-braun mit weiß marmorierter Oberseite und hell behaarter Unterseite. Männchen mit auffällig vergrößerten Fächerfühlern. Größter Vertreter der Maikäferartigen, unverwechselbar.

Lebensweise: Der seltene, in den meisten Gegenden Deutschlands fehlende oder ausgestorbene Blatthornkäfer gilt als der große Verwandte der Mai- und Julikäfer. Nach einer 3- bis 4-jährigen Entwicklung als Engerling im Boden (frisst Pflanzenwurzeln) fliegt er im Juni aus. Sein bevorzugter Lebensraum sind offene Sandgegenden wie Dünen. In der Zeit zwischen Juni und Juli schwärmt das Tier an warmen Abenden. Es erscheint in der Dämmerung nach 21 Uhr aus dem Boden und fliegt überraschend schnell direkt in die Baumkronen. Nach der Nahrungsaufnahme (meist Kiefernnadeln) und der Paarung kehrt es meist bis zum nächsten Abend in den Boden zurück. Der Walker wird häufig von künstlichen Lichtquellen angelockt.

(Foto: Bernd Krüger, www.bkmakro.de)

Aussehen: großer und robuster, rund 2 bis über 4 cm großer Bockkäfer, dunkel- bis schwarzbraun, Fühler lang und kräftig, halb so lang wie der Körper (Weibchen) oder fast so lang (Männchen), Fühler des Männchens außerdem verdickt, zwölf- statt elfgliedrig und die letzten Glieder dreieckig erweitert (gesägt). Ziemlich eindeutige Art, wenngleich umherfliegende Tiere wiederholt für Hirschkäfer gehalten werden. Entfernt ähnlich ist auch der deutlich größere Mulmbockkäfer (in Kiefern).

Lebensweise: Der Sägebockkäfer ist einer der größten einheimischen Käfer, sein Bestand ist mäßig häufig. Als typischer Waldbewohner, der auch in strukturreichen Parkanlagen vorkommt, entwickelt er sich im morschen Wurzelholz und Baumstubben von allerlei Laubhölzern, selten von Nadelhölzern. Der Käfer ist nach 3jähriger Entwicklung von Juli bis August anzutreffen. Vor allem dämmerungs- und nachtaktiv fliegt er auch zu künstlichen Lichtquellen. Der Käfer wehrt sich beim Ergreifen heftig und kann schmerzhafte Bisse verteilen. Auch die am Ende ihrer Entwicklung mehrere Zentimeter lange, fast beinlose Larve kann kräftig zubeißen.

 

Viel Spaß auf der Käferpirsch! Alle Infos zu den acht gesuchten Arten finden Sie auch in unserem Flyer zum Download.

Bei Fragen schicken Sie uns gerne eine Mail an kaefer@stiftung-naturschutz.de.

 

Melden Sie ihre Beobachtung direkt hier. Alle Daten werden im ArtenFinder gesammelt.