Berlin als grüne Metropole und Wissenschaftsstadt bietet ein großes Potential bei der Nachwuchsförderung im Bereich Artenkenntnis. Wir sprechen seit Dezember 2020 Berliner Akteur*innen in diesem Bereich mit Workshops an, vernetzen sie und wollen so für ein breiteres Angebot an Kursen sorgen. Mittelfristig setzen wir uns für die Etablierung eines „Netzwerk Artenkenntnis“ in Berlin ein. Wir möchten an dieser Stelle allen teilnehmenden Personen ausdrücklich für die gute und konstruktive Zusammenarbeit danken.
Umfrage unter Berliner Artexpert*innen
Im November 2020 haben wir eine Online-Umfrage über die Vermittlung von Artenkenntnis unter Berliner Artexpert*innen durchgeführt. Sie wurde an etwa 200 Personen von Naturschutzorganisationen, Universitäten und Fachvereinen verschickt. 71 Personen haben an der Umfrage teilgenommen. Die detaillierten Ergebnisse können Sie hier einsehen.
Die wichtigsten Ergebnisse Die wichtigsten Ergebnisse
Wie beurteilen Sie das Angebot zur Vermittlung von Artenkenntnis in Berlin?
Das berlinweite Angebot für die Vermittlung von Artenkenntnis wird als schlecht bewertet. In der Gruppe der Arthropoden wird das Angebot als noch schlechter angesehen. Es besteht großer Handlungsbedarf.
Haben Sie persönlich mit der Vermittlung von Artenkenntnis zu tun?
94 % der Teilnehmenden vermitteln Artenkenntnis bereits teilweise. Über die Hälfte der übrigen Befragten können sich dies vorstellen (Frage nicht gezeigt). Das ist ein sehr positives Ergebnis. Es zeigt, dass es bereits großes Engagement in Berlin gibt. Die schlechte Bewertung der Angebote scheint nicht an fehlendem Engagement zu liegen.
Was motiviert Sie persönlich für die Vermittlung von Artenkenntnis?
Nachwuchsförderung und Wissensweitergabe werden als größte Motivation genannt. Bezahlung und persönliche Anerkennung spielen eine kleinere Rolle (Ausnahme: Freiberufler). Bei der Organisation solcher Angebote (z.B. Räumlichkeiten, Kommunikation mit Teilnehmenden, Technik) zu unterschützen, bietet viel Potential für das Angebot weiterer Kurse und sollte daher stärker berücksichtigt werden.
Betreuen Sie bereits Nachwuchs-Artenkenner*innen als Mentor*in?
Über ein Drittel der Befragten betreut aktuell Nachwuchs-Artenkenner*innen als Mentor*in, z.B. durch Hilfe bei der Artbestimmung oder regelmäßige Rücksprachen. Eine solche Betreuung können sich mehr als die Hälfte derjenigen vorstellen, die dies bisher nicht tun (siehe gesamte Unfrage). In Anbetracht der langwierigen Einarbeitung in viele Artengruppen (insbesondere Arthropoden), liegt hier ein großes Potential zur Förderung des Artenkenner*innen-Nachwuchses.
Netzwerk Artenkenntnis
Seit Dezember 2020 haben wir drei Online-Workshops zum Thema Vermittlung von Artenkenntnis mit Expert*innen von Berliner Naturschutzorganisationen, Fachvereinen, Universitäten und weiteren Institutionen im Rahmen der „Insektenoffensive“ der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz durchgeführt.
Sichtbarkeit erhöhen
Es gibt bereits viele Angebote zur Artenkenntnis in Berlin. Für ein besseres Auffinden interessanter Kurse haben wir zusammen mit dem Team vom Umweltkalender Berlin die gemeinsame Plattform Artenkenntnis im Umweltkalender mit vielfältigen Filteroptionen (z.B. nach Artengruppe oder Niveaustufen) eingerichtet. Stöbern Sie gerne in den Angeboten oder tragen Sie ihre Veranstaltungen ein! Zum Umweltkalender Berlin >>
Artenkenntnis und die Arbeit entomologischer Vereine und Gesellschaften kommt bisher (zu) selten in der öffentlichen Wahrnehmung vor. Dabei bieten insbesondere Insekten einen überbordenden Fundus an schönen bis skurrilen Beobachtungen und Verhaltensweisen. Einen Einblick in diese „neue“ Art der Öffentlichkeitsarbeit gibt Thomas Hörren vom Entomologischen Verein Krefeld. Zum Vortrag >>
Weitere Fachvorträge zu naturschutzrelevanten Themen finden Sie auf der Seite der Stiftung Naturschutz Berlin. Zu den Vorträgen >>
Mehr Angebote für Fortgeschrittene schaffen
In den Workshops hat sich gezeigt, dass vor allem für Interessierte und Einsteiger*innen viele Angebote in Berlin existieren. Dies wird auch in der Auswertung der Angebote im Umweltkalender von 2020 deutlich. Angebote für (weiter) Fortgeschrittene sind hingegen deutlich seltener. Die Kurse vertiefen bereits vorhandenes Wissen und sind deshalb mehrteilig. Mit dem Projekt Bestäuber im Fokus haben wir 2019 begonnen, diese Lücke zu füllen und ein Modell zur Ausbildung von Nachwuchs-ArtenKenner*innen von Wildbienen erarbeitet und durchgeführt. Unsere Erfahrungen haben wir in der Checkliste zur Organisation von Kursen zusammengefasst. Wir wollen damit weitere Einrichtungen motivieren, ebenfalls mehrteilige Kurse für Fortgeschrittenen zu organisieren. Derzeit bauen wir einen Pool an Expert*innen auf, die Grundsätzlich für die Durchführung von Kursen vorstellen können.
Modell: langfristiger Erwerb von Artenkenntnissen am Beispiel der Wildbienen Modell: langfristiger Erwerb von Artenkenntnissen am Beispiel der Wildbienen
Beginn: Den Einstieg bildet ein Intensiv-Bestimmungskurs (12 Termine). Ziel des Kurses ist die Einarbeitung in die wichtigsten Gattungen und das Erkennen dieser.
Vertiefungskurs: Ein weiterer 12-teiliger Kurs richtet sich an Absolvent*innen des ersten Kurses oder Personen mit guten Vorkenntnissen. Sie vertiefen ihr Wissen zu schwierigen Gattungen und den ökologischen Ansprüchen von Wildbienen. Auf einer Exkursion wird das Beobachten und Fangen sowie anschließend das Präparieren der Tiere geübt.
Feldarbeit: Im Anschluss an die Kurse wird den Teilnehmenden angeboten, im Auftrag der SNB in Berliner Kleingartenanlagen über das Jahr hinweg die Vielfalt der Wildbienen zu erfassen. Eine Ausnahmegenehmigung zum Fangen der Tiere im Rahmen dieser Arbeit beantragt die SNB bei der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz.
Mentoring: Zur Qualitätssicherung und Vertiefung des Wissens finden regelmäßig Abende statt, zu denen die Teilnehmenden ihre gefangenen und bestimmten Exemplare mitbringen und überprüfen lassen können.
Langfristige Motivation: Um Teilnehmende langfristig zu motivieren, sind weitere Kartierungen sowie Treffen mit Vorträgen zum Thema und Raum zum Austauschen geplant. Auch die Begleitung durch Expert*innen (Mentoring) soll fortgeführt werden.