Suchen Sie nach den Eiern, Raupen und Puppen von Schmetterlingen und finden Sie die Entwicklungsorte bedrohter Falter in Berlin. Mit den Ergebnissen können wir wertvolle Flächen für Schmetterlinge identifizieren, Pflegemaßnahmen empfehlen und gefährdete Arten schützen. Drei Arten stehen besonders im Fokus: Großer Feuerfalter, Segelfalter und Schwalbenschwanz.
Schmetterlinge reagieren empfindlich auf Veränderungen ihrer Lebensräume und gelten daher als sogenannte „Bioindikatoren“. Um Lebensräume für Schmetterlinge bewerten zu können, sind die einfach zu findenden Falter aber meist gar nicht entscheidend. Viel wichtiger ist es, die Entwicklungsstadien (Ei, Raupe und Puppe) der Tiere zu finden. Denn: Wegen ihrer Standorttreue reagieren sie viel empfindlicher auf Umwelteinflüsse als die flugfähigen Falter. Für den praktischen Natur- und Artenschutz sind die Entwicklungshabitate daher entscheidend.
Die Entwicklungsorte von drei Arten sind von besonderem Interesse:
- Großer Feuerfalter: Der seltene Bläuling ist europarechtlich geschützt. Seine Entwicklungsorte - feuchte Wiesen und Niedermoore - sind im Rückgang und müssen unbedingt geschützt werden.
- Schwalbenschwanz: Früher noch in Gemüse- und Kräutergärten weit verbreitet, kommt die Art heute fast nur noch auf Trockenrasen vor. Wir wollen wissen, wo sich die Art des Berliner Biotopverbunds fortpflanzt und welche Rolle Gärten noch als Lebensraum in Berlin spielen.
- Segelfalter: Der Ritterfalter breitet sich aktuell in Berlin aus. Dabei hilft ihm die Erschließung der invasiven Spätblühenden Traubenkirsche. Wir wollen wissen, an welchen Orten die Art sich in Berlin entwickelt und welche Futterpflanzen sie dafür nutzt.
Missionsziel: Dokumentieren Sie die Fortpflanzungsstadien (Eier, Raupe, Kokon) von Schmetterlingen und finden Sie ihre Entwicklungsorte, insbesondere vom Schwalbenschwanz, Segelfalter und Großen Feuerfalter.
Wichtige Hinweise
- In Naturschutzgebieten dürfen die gekennzeichneten Wege nicht verlassen werden. Das Betreten der Uferbereiche und die Untersuchung der Futterpflanzen sollte mit größter Vorsicht erfolgen, um die Entwicklungshabitate der Falter nicht zu schädigen.
- Geben Sie beim Hochladen Ihrer Beobachtung im ArtenFinder das Stadium (Eier, Raupe, Puppe oder Imago) an, um die Datenqualität zu erhöhen.
Arten im Fokus
Da der Große Feuerfalter zu den FFH-Arten gehört und damit europarechtlich geschützt ist, sind seine Verbreitungsdaten von besonders großem Interesse. Es ist aber sehr schwierig sein Bestände einzuschätzen, denn die Falter – besonders die Weibchen – sind sehr mobil und die zu schützenden Fortpflanzungsstätten können mehrere Kilometer vom beobachteten Falter entfernt sein. Deshalb ist es essentiell, seine Präimaginalstadien, also Ei, Raupe und Puppe, zu erfassen.
Falter: Der Große Feuerfalter gehört zur Familie der Bläulinge. Die Oberseite der Männchen ist feuerrot gefärbt, mit schwarzem Flügelsaum und schwarzem Punkt auf dem Vorderflügel. Die Weibchen unterscheiden sich vom Männchen durch ein weniger intensives Orange und braune Flecken. Die Unterseite ist bei beiden Geschlechtern gleich: ein blaugrauer Hinterflügel mit oranger Binde und ein blass oranger Vorderflügel mit typischem Punktmuster.
Ei: Die weißen, tortenartigen Eier werden in der Regel auf der Oberseite der Raupenfutterpflanze abgelegt.
Raupe: Die ausgewachsene Raupe ist bis zu 21 Millimeter lang und grün gefärbt mit feinen weißen Punkten. Sie besitzt eine angedeutete dunkle Rückenlinie und dunkle Schrägstriche. Sie sind in der Regel auf der Blattunterseite ihrer Futterpflanze zu finden, in der Nähe der Mittelrippe. Die Jungraupen hinterlassen einen auffälligen Fensterfraß, ähnlich wie Schnecken. Häufig ist nahe der Blattspitze ein typisches Fraßbild zu beobachten, das vom Außenrand zur Mittelrippe verläuft, wie eine Kerbe im Blatt.
Puppe: Die Raupe verpuppt sich vorzugsweise an den Stängeln ihrer Futterpflanze in Bodennähe. Die Gürtelpuppe ist braun gefärbt und aufgrund ihrer guten Tarnung nur sehr schwer zu finden - so wie die Puppen aller Arten.
Die Geschlechter des Großen Feuerfalters lassen sich nur anhand der Oberseite unterscheiden. Foto: Jacek Kocel
Die grüne Raupe hält sich meist unterhalb des Blattes in der Nähe der Mittelrippe auf. Foto: Andrzej Chrusak, CC-BY
Die Eier sind tortenförmig. Foto: Julia Moning, CC-BY
Die Weibchen unterscheiden sich durch ihre braunen Flecken von den leuchtend orangen Männchen. Foto: Jacek Kocel
Phänogramm des Großen Feuerfalters. Abbildung: Abgeändert nach tagfalter-monitoring.de.
Raupenfutterpflanze: Breitblättrige, nicht-saure Ampfer-Arten (Rumex). Vor allem Fluss-Ampfer (R. hydrolapathum), aber auch Stumpfblättriger Ampfer (R. obtusifolius) und Krauser Ampfer (R. crispus).
Lebensraum: Die Art lebt auf Feucht- und Nasswiesen, Niedermooren und anderen feuchten Standorten (z.B. nicht gemähte Ränder von Gräben mit Fluss-Ampfer). Suchen Sie an diesen Orten in Berlin und an nahen Gewässern nach den Präimaginalstadien: Wuhletal, Erpetal, Wartenberger Feldmark, Tegeler Fließ, Gosener Wiesen, Spandauer Forst, Karower Teiche. In jüngerer Zeit wurden in Ostdeutschland auch Eiablagen an Stumpfblättrigem Ampfer beobachtet, der auf weniger feuchten Ruderalflächen wächst, z.B. Wegränder und extensiv genutzte Pferdekoppeln.
Der Fluss-Ampfer (R. hydrolapathum) steht im Uferbereich von Gewässern, häufig auch direkt im Wasser. Die Blätter sind wie Lanzetten geformt und können bis zu 80 Zentimeter lang werden. Foto: Romain Clément
Der Krause Ampfer (R. crispus) ist an seinen krausen, gewellten Blatträndern zu erkennen. Foto: aga_l_, CC-BY
Der Stumpfblättrige Ampfer (R. obtusifolius) unterscheidet sich von anderen Ampfer-Arten vor allem durch sein besonders breiten Blätter und den herzförmigen Blattgrund. Foto: pollenizeowen, CC-BY
Der früher noch häufige Schwalbenschwanz ist heute durch den kontinuierlichen Verlust seiner Lebensräume in Berlin gefährdet. Die Gründe: Bebauung, Umnutzung, falsche Pflege oder Sukzession. Um seine Bestände zu schützen, wollen wir herausfinden, auf welchen Flächen in Berlin er sich fortpflanzt und welche Rolle Gärten als Lebensraum spielen. Der Schwalbenschwanz ist darüber hinaus eine ausgewählte Zielart des Berliner Biotopverbunds. Vom Schutz seiner Lebensräume profitieren zahlreiche weitere Arten.
Falter: Mit bis zu 80 Millimetern Spannweite gehört der Schwalbenschwanz zu den größten Faltern in Deutschland. Seine schwarze Zeichnung auf gelbem Grund und die Fortsätze an den Hinterflügeln machen ihn fast unverwechselbar. Nur mit dem Segelfalter besteht eine gewisse Verwechslungsgefahr.
Raupe: Die junge Raupe ist zunächst grau-schwarz mit einem weißen „Sattelfleck“ auf dem Rücken. Nach der Häutung wird sie heller und entwickelt eine Reihe oranger Flecken an der Seite. Die ausgewachsene Raupe besitzt das typische Muster aus schwarzen Streifen und orangen Punkten auf grünem Grund. Wie alle Ritterfalter verfügt sie über eine Stirngabel, die sie bei Gefahr ausstülpt.
Der Falter ist schon ab Mitte April unterwegs. Foto: André Eden
Die junge Raupe zeigt einen weißen "Sattelfleck". Foto: Michael Klotzbücher
Die ausgewachsene Raupe ist immer an Doldenblütlern zu finden. Foto: pixabay
Ei: Das Ei ist relativ groß und rund. Direkt nach der Ablage ist milchig weiß gefärbt, ganz ähnlich einer Perle. Nach kurzer Zeit nimmt es eine rot-braune Maserung an und färbt sich nach etwa einer Woche schwarz-violett. Mit etwas Glück ist die Eiablage durch den Falter zu beobachten.
Puppe: Vier bis sechs Wochen nach dem Schlüpfen verpuppt sich die Raupe an trockenen Pflanzenstängeln in Bodennähe. Die Gürtelpuppe ist entweder grün oder braun-grau gefärbt. So wie alle Puppen ist sie exzellent gut getarnt und nur sehr schwer zu finden.
Beste Nachweismethode: Am besten sucht man die ausgewachsene Raupe von Juni bis September an den Stängeln von Doldenblütlern.
Lebensraum: Der Schwalbenschwanz kommt vor auf Trocken- und Halbtrockenrasen, offenen Brachen, in Kräuter- und Gemüsegärten, Wiesen und anderen Offenlandbiotopen. Essentiell ist das reichliche Vorkommen von Doldenblütlern. In Gärten sind dies vor allem Dill, Petersilie, Möhre und Fenchel. In Berlin stammen relativ viele Beobachtungen von Raupen aus Gärten.
Ein Schwalbenschwanz bei der Eiablage. Fotos: André Eden
Der Schwalbenschwanz bildet bei uns zwei Generationen pro Jahr. Abbildung: Abgeändert nach tagfalter-monitoring.de.
Der Segelfalter breitet sich aktuell aus Südbrandenburg kommend stark Richtung Norden aus. Im letzten Jahr wurden die ersten Exemplare in Berlin beobachtet. Ein Grund für seinen Vormarsch in Ostdeutschland ist die Erschließung einer neuen Raupenfutterpflanze, der invasiven Spätblühenden Traubenkirsche. Wir wollen die Ausbreitung des gefährdeten Falters verfolgen und seine Entwicklungsorte in Berlin finden.
Falter: Der Falter fällt durch seine Größe (Flügelspannweite: 60-80 Millimeter), die schwarzen Längsstreifen und langen Hinterflügelfortsätze auf. Er nutzt die Thermik und kann mehrere Minuten ohne einen Flügelschlag durch die Luft segeln, daher auch sein Name. Die Falter wurden bisher überwiegend im südlichen Teil der Stadt beobachtet.
Ei: Die Eier findet man ab Mai auf Blättern, die der Sonne sehr intensiv ausgesetzt sind. Sie ähneln einer Perle und sind zunächst weiß, verfärben sich nach wenigen Tagen aber zunächst rötlich, dann dunkelgrau.
Raupe: Die frisch geschlüpfte Raupe (L1) ist schwarz mit zwei weißen Flecken im Nacken und auf dem Rücken. Nach ihrer ersten Häutung nimmt sie eine grüne Farbe an, die sie bis zur Verpuppung behält. Die ausgewachsene Raupe ist dick und walzig, grün gefärbt, mit orangen Punkten (z.T. braun) und feinen gelben Linien, ähnlich der Blattoberfläche ihrer Futterpflanzen (Prunus sp.). Auf Schlehen Vor der Verpuppung entfärbt die Raupe sich und nimmt eine blassgelbe Farbe an.
Puppe: Die beigefarbene Gürtelpuppe überwintert in Bodennähe, meist an ihrer Futterpflanze. So wie die Puppen aller Arten ist sie extrem gut getarnt und nur schwer zu finden.
Der Segelfalter ähnelt dem Schwalbenschwanz und sucht wie er auch gerne Hügel zur Paarung auf.
Die kleinen, dunklen Raupen sind gut auf der Blattoberfläche zu erkennen. Fotos: Roman
Die ausgewachsenen Raupen des Segelfalters sind zwar sehr dick aber durch ihre grüne Farbe gut getarnt. Foto: Franz Xaver, CC-BY-SA
Lebensraum: Die Art lebt im warmen, vollsonnigen Gelände, z.B. auf Trockenrasen. Gute Orte für eine Suche nach den Präimaginalstadien sind vor allem Orte im Süden und Südwesten Berlins wie der Hahneberg, Grunewald, Gatow, Tempelhofer Feld, Wuhlheide oder Freizeitpark Marienfelde.
Raupenfutterpflanze: Die Raupen fressen von Blättern verschiedener Rosengewächse, vor allem von Prunus-Arten wie Schlehe (P. spinosa), Weichselkirsche (P. mahaleb), Pflaume (P. domesticus), Kirschpflaume (P. cerasifera), Aprikose (P. armeniaca) und viele andere. In Ostdeutschland haben die Raupen darüber hinaus die Spätblühende Traubenkirsche (P. serotina) für sich entdeckt.
Beste Nachweismethode: Idealerweise sucht man ab Juni die kleinen, schwarzen L1-Raupen an sonnig, heißen Standorten. Die Raupe ruht meist frei auf der Oberseite eines von ihr am Rand angenagten Blattes. Die späteren, grünen Raupenstadien sind gut getarnt und viel schwerer zu finden.
Die Spätblühende Traubenkirsche blüht weiß von Mai bis Juni und besitzt eiförmige, glänzende (!) Blätter.
Phänogramm des Segelfalter. Abbildung: Abgeändert von tagfalter-monitoring.de.